BERBERIS; MADE BY SENSEMANN

Sollte mich das hier vorgestellte Bonsai-Ergebnis freuen oder lieber nicht? Ein stetiges Pflanzensterben brachte m. E. eine äußerst interessante Gestaltung hervor. Eine Verkettung von Unwissen-heit (meinerseits) und einem starken Lebenswillen (pflanzlicherseits) führten zu dieser skurrilen Pflanzenform.
(siehe Foto unten)

Berberis Höhe 25cm; Schale China 14 x 11 x 5,5cm (L/B/H)
Wie alles begann:
Foto links: Berberis linearifolia
'Orange King' Höhe 45cm ab Schalenoberkante
Im Herbst 2006 kaufte ich diese Pflanze in einem Gartencenter. Nach der üblichen Wurzelauskämm-Pro-zedur setzte ich sie in diese Schale, stutzte noch die langen Äste und pflanzte als Bodendecker Irisch Moos (großer Fehler).
In Windeseile durchwurzelte das Sternenmoos flächendeckend den ganzen Erdboden, was man auf dem Bild sehr schön sehen kann. Damals fand ich das recht nett. Heute weiß ich es besser und habe dieses Sagina subulata Irisch Moos aus allen Schalen entfernt. Ich vermute, dieser dichte Moosteppich war für das Wurzelsterben verantwortlich. Durch ihn gelangte weder Luft noch genügend Feuchtigkeit an die King-Wurzeln. Auf dem Foto (oben) sieht man schön die ausschlagende Pfropfstelle am Stamm (s. Einkreisung)
Zuerst starb der linke Ast ab, dann ging alles relativ schnell und die ganze Veredelung war dahin :-(
Foto links/ Juni 2008: Vom "Orange King" ist nur noch ausgeblichenes Totholz übrig geblieben.
Als ich die Pflanze für das Frühjahr fit machen wollte, stellte ich fest, dass sich die Rinde am Stamm löste. Das Umtopfen brachte es dann an den Tag: nur noch zwei zarte Wurzeln trotzten dem Tod.

In absehbarer Zeit werde ich dem "Orange King" sicherlich seine tote "3-Zack-Krone"etwas einkürzen.

Der König ist tot! Lang lebe der König! Jetzt ist er ein Baum, der
3 Waldbrände und 7 Trockenperioden überstanden hat. Ein Baum mit unsagbarem Lebenswillen. Das Gute ist, dass ich als "Bonsai-
Gärtner" für diese Baum-Gestaltung nicht verantwortlich bin. Ob-wohl er einer unserer Bäumchen ist, habe ich nicht gemerkt, welch schleichender stetiger Prozess hier im Gange war. Ich wasche meine Hände also in Unschuld, der Tod hatte hier die Finger im Spiel. Die Gestaltung wurde im wahrsten Sinne des Wortes "sterbend" voll-bracht. Es heißt, "weniger ist mehr", aber in diesem Fall doch wohl eher "weniger ist tot". Entstanden ist ein Bonsai, der untypischer nicht sein kann. Ein Laubbaum mit soviel Totholz ist schon sehr selten, in der Regel findet man diese Art Jin und Sharin-Gestaltung überwiegend bei Nadelbäumen.

Von Wachholder-Gestaltungen weiß ich, dass sich Saftbahnen um den toten Stamm schlingen, aber an einer Berberis habe ich so etwas noch nicht gesehen. Nun gut, ich will den Tod nicht kritisieren oder gar ihm ins Handwerk pfuschen, ich nehme diese Berberis-Gestaltung als gegeben hin und mache das Beste daraus.

1 Kommentar:

Franz hat gesagt…

Der Tod ist die einzige Möglichkeit weniger Kunst zu machen!

hah Cool! :-D