BONSAI URLAUBSBEWÄSSERUNG

Wie versorgt ein "Bonsaianer" seine Pflanzenschalen mit ausreichend Wasser, wenn er 'mal in den Urlaub fährt?

-Wenn die Anzahl an Pflanzen eine Zumutung für jeden Freund
oder Familienmitglied darstellt?
-Wenn der Gieß-Rythmus in den heißen Sommermonaten evt.
zweimal am Tag lautet?
-Wenn er keine netten Nachbarn hat?

Diese Frage ist zum Glück in der heutigen Zeit kein Thema mehr.
Viele Produkte können - über Schaltuhren oder Feuchtsensoren gesteuert - Gießintervalle ausführen und somit Blumenkübel oder Pflanzentröge bewässern. Diese Gießautomaten sind aber in der Regel für den Außenbereich wie Garten oder Balkon gedacht, wo das überschüssige Gießwasser bedenkenlos abfließen kann.

Was ist aber mit den Indoor-Bonsai, die in Wohnung stehen?

Auch hier bietet die Firma Gardena für den Wohnungs-Innenbereich eine sogenannte "Urlaubsgießkanne" für die Pflanzenbewässerung an. (Art-Nr.: Gardena 1266) Ich habe mich für dieses System entschieden, weil die Gießmengen die pro Gießdurchlauf abgegeben werden, am geringsten sind. Hier bietet die "Urlaubsgießkanne" über Ihre Schlauchverteiler drei unterschiedliche Gießmengen an:
1.) hellgrauer Verteiler :
ca. 15ml entspricht ca 1 Pinnchen Wasser
2.) dunkelgrauer Verteiller :
ca. 30ml entspricht 1,5 Pinnchen Wasser
3.) schwarzer Verteiler :
ca. 60ml entspricht 3 Pinnchen Wasser
Wenn mehr Wasser benötigt wird, besteht ja noch die Möglichkeit, zwei oder drei Schläuche pro Pflanze anzuschließen.

Wir haben in Zwischenzeit drei dieser Gießanlagen angeschlossen.
Eine bewässert unsere Pflanzen, die im Wohnzimmer stehen und eine unsere Balkonpflanzen. Die dritte Gießanlage bewässert unsere Pflanzen, die in der "Außenstelle" stehen. Hier bewährt sich die Zeitschaltuhr-Bewässerung, da ich nicht örtlich gebunden bin. Ich muss nicht am Wochenende zur Außenstelle fahren, um dort die Bonni's zu gießen. Nun gut, hier ein paar Fotos der Gießanlage für die Indoor-Bonni's, die im Wohnzimmer stehen.
Ausgehend vom Wassertank, in dem sich die Pumpe be-findet, startet die Wasserversorgung. Der Tank ist eine
25-Liter fassende blaue "Oskar"-Tonne, die bei uns versteckt im Regalsystem steht. Hinter einem Sessel ist von dieser Wassertonne nichts zu sehen.


Oben: Die Pumpe mit ihren 3 Zuleitungen zu den 3 Schlauchverteilern sowie das Kabel für die Stromversorgung. Das Teil hängt in der Oskar-Tonne.

Hier kann man schön sehen, wie die Schlauchverteiler mit den Schläuchen von der Pumpe kommend mit Wasser versorgt werden. Ich habe die Schlauchverteiler auf eine Plexiglasplatte geschraubt, um eine gewisse Ordnung in dieses Leitungs-Chaos zubringen. Das war mit ein Grund, weshalb ich mir die Herstellung von Schlauchkanälen überlegt habe.
Die dünnen Schläuche, die zu den einzelnen Pflanzen geführt werden, sind 4 mm im Durchmesser. Im Baumarkt habe ich mir dann 4-Kantstangen 5x5 mm besorgt, die ich mit einer Gährungssäge auf ca. 50 mm abgelängt habe. Leisten 40x5 mm, die auch im Baumarkt problemlos zu bekommen sind, habe ich je 2 Stück (oben u. unten) auf die jeweiligen Gebrauchslängen konfektioniert. Mit Holzleim habe ich nun die Teile miteinander verklebt. Fertig ist der Schlauchkanal :)


In diesen Schlauchkanälen können sich die Schläuche nicht über oder untereinander verkreuzen. Das hat zwei Vorteile:
1.) Man kann die Schläuche besser in Ihrem Verlegungsverlauf verfolgen bzw. dem Verteiler zuordnen.
2.) Es sieht einfach ordentlicher aus.
So darf ich das ganze Jahr die Gießanlage an unserem Wohnzimmerfenster installiert lassen, ohne von meiner Burg-Herrin die rote Karte zubekommen.

Alle Schlauchkanäle habe ich nur mit Klett befestigt. So bin ich in der Lage, auf einfache Weise Schlauchkanäle nachzu- installieren, wenn ein Kanal nicht reicht. Bei Fensterputz-Aktionen kann ich die Kanäle so, wie sie sind, abnehmen und gebündelt zusammenlegen. Bei Wiederaufbau werden einfach die Schlauchkanäle - nämlich über die Klettverbindungen - wieder an das Bonsai-Fenster-Regal angeklettet. So bleiben die (auf Länge gebrachten) Schläuche immer an ihrem vorge- sehenen "Gießort" im Regal.








Das Bonsaianer-Problem bei der Gardena-Urlaubsgießkanne ist, dass sie in erster Linie für den Einsatz an "normalgroßen Blumenpötten" konzipiert wurde. Sie sieht vor, über (aus Kunstoff gefertigte) große "Erdnägel" den Schlauch im Pflanzentopf in tiefe Erde zu stecken. Da die Bonsai-Schalen aber streckenweise viel zu flach sind, um dem "Erdnagel" ausreichend Halt zu bieten, musste ich wieder in meine Trickkiste greifen und Bonsai-Schlauchhalter konstruieren, die eben nicht in die Blumenerde gesteckt werden. Es musste doch möglich sein, irgendwie von außerhalb den Wasserschlauch an die Bonsai-Schale zu führen und ihn dort zu fixieren.
Die Lösung: aus Blech gebogene Ständer.
Hier die "Abwicklung" in Blech geschachtelt.
Diese Ständer kann ich dann mit einer Kombizange so biegen, dass sie die Schalenhöhe wie auch die Schalenbreite berücksichtigen. Das Material ist Edelstahl (1,5mm dick) somit nicht rostend.

Dann werden die Kunststoff- Erdnägel im oberen Bereich mit einem scharfen Messer gekürzt, mit Klebstoff in den dafür vorgesehenen Schlitz an dem Schlauchständer befestigt (ca. 24 Stunden aushärten lassen) und fertig ist der Schlauch- halter. Nun ist es völlig egal, wie klein das zu gießende Pflanzgefäß ist. Mit diesen Schlauchständern bin ich in der Lage, auch einen Fingerhut mit Wasser zu füllen.

Der Gardena- Pumpentrafo ist von Hause aus schon mit einer Zeitschaltuhr versehen. Alle 24 Stunden bekommt der Trafo ein Stromimpuls und es wird eine Minute gepumpt. Sollte zwischendurch mal der Strom ausfallen und wieder einsetzten, fängt die Pumpe wieder an, eine Minute zu pumpen. Um dieses unkontrollierte Gießverhalten auszu- schließen, habe ich eine zusätzliche Zeitschaltuhr zwischen Trafo und Stromversorgung gehängt. Nun bin ich in der Lage, auch mehrmals am Tag den einminütigen Gießintervall auszuführen.
So sieht das dann aus....
meine elektrische Eisenbahn.
Das hat mir soviel Spass gemacht, dass ich das gleiche System auch auf unserem Balkon zum Einsatz gebracht habe. Hier muss man nur darauf achten, dass der Pumpentrafo trocken und sicher vor Spritzwasser aufgestellt wird. (Lt.Gebrauchs- anweisung soll die Anlage nur im Innenbereich aufgestellt werden)
Somit habe ich den Pumpentrafo unter der Balkonbank ganz dicht an der Hauswand aufgestellt. Da steht er nun schon seit ca. 2 Jahren und es ist noch nichts passiert. Das Stromversorgungskabel für die Pumpe, habe ich über den Balkonboden zum Wassertank verlegt. Mit ein bisschen Klebeband fixiert und gut ist.


Hier kann man noch einmal schön sehen, wie die Schlauch- Leitungen durch den Wassertank-Deckel zur Pumpe gehen. Den Deckel habe ich aus Edelstahl lasergeschnitten und somit eine zusätzliche kleine Ablage-möglichkeit auf unserem Balkon geschaffen.
Die 3 Schlauchverteiler sind auch hier auf eine Plexiglasplatte geschraubt.
Am oberen Bildrand kann man noch sehen, wie die Schläuche in die Schlauchkanäle für die weitere Verlegung verschwinden. Die Kanäle habe ich unter dem Handlauf des Balkongeländers mit Draht befestigt.

Ein Kanal reicht im ersten Teilstück nicht aus, da musste ein zweiter montiert werden.

Eine 90-Grad-Wendung, um an die Pflanzen zu kommen, die an der Balkonwand im Regal stehen.

Die zur Zeit dritte und letzte Gießanlage versorgt die Pflanzen im Außenbereich. Wie schon erwähnt, ist das die Anlage, die mir eigentlich jedes Wochenende eine 30-minütige Anreise zum Gießen der Pflanzen erspart.








Nach dem gleichen Prinzip wie die anderen Gießanlagen: Wassertank ist auch hier eine Oskartonne - Verlegung der Wasserschläuche in selbstgebauten Schlauchkanäle - Gießinterval gesteuert durch Zeitschaltuhr.
















So, damit habe ich hier dokumentiert, wie ich unsere Pflanzen in unserer Abwesenheit mit Wasser versorge. Aber immer, wenn es sich anbietet, die Anlagen abzuschalten, dann mache ich das, denn "Gießen von Hand" ist immer noch besser als jede Gießautomation. Jetzt kann ich auch wieder getrost ein Freund oder Familienmitglied fragen, ob er bei uns die Wassertanks befüllt. Zur Zeitbestimmung, wie lange eine Tankfüllung reicht, sollte man die Anlage schon selbst ein paar Wochen beobachten, um böse Überraschungen nach seinem Urlaub zu vermeiden. Auch für die optimale Einstellung der Gießmenge pro Verbraucher bzw. der Gießintervalle pro Tag braucht es schon etwas Zeit der Beobachtung. Eines möchte ich doch noch erwähnen: Gießwasserzugaben in Form von irgendwelchen Düngemitteln oder Pflanzen-Aufbaustoffen könnten das Leitungssystem verstopfen. Zur Vermeidung von Kalk-Ablagerungen im Leitungssystem gebe ich einen Esslöffel Brandweinessig auf 25 l Gießwasser.
UpDate 21.07.08
Die Feuertaufe ist bestanden.
Drei Wochen haben die Gießanlagen unsere Pflanzen bewässert. Nun ist der Jahresurlaub 2008 auch schon wieder vorbei. Unsere liebenswerte Gießwächterin Conny war in der Zeit dreimal da und hat die Wassertanks kontrolliert bzw. aufgefüllt. Auf der Rückfahrt, muss ich ja gestehen, war ich schon ziemlich gespannt auf das dreiwöchige Gießergebnis. Wie hat die ein oder andere Pflanze darauf reagiert? War die Wassermenge zu viel oder eher zu wenig? Ist im Wohnzimmer alles trocken geblieben oder ist das Parkett aufgequollen? Entsprachen die Wetterverhältnisse meinen Erwartungen und entsprechenden Einstellungen an den Zeitschaltuhren? Meine Ängste sind mit einem geschulten Rundum-Blick wie weggeblasen. Alle Pflanzen haben überlebt und im Wohnzimmer ist der Fußboden auch trocken geblieben. Petrus war uns gnädig gestimmt. Das Wetter war überwiegend bewölkt bis regnerisch. In der ersten Woche unserer Abwesenheit muss auch hier die Sonne für 3-4 Tage gebrutzelt haben, Temperaturen bis 35°C wurden erreicht. Gott sei Dank nur für ein paar Tage, denn die Kurzfristigkeit der Wetterumschwünge kann an dieser Gießanlage langfristig nicht vorgemerkt werden. Hier müssten an den Zeitschaltuhren zusätzliche Gießzeiten eingestellt werden, dann ist das kein Problem. Von "knalliger" Sonne mit 40-45°C hinter der Wohnzimmerscheibe bis bewölkt/ regnerisch mit nur noch 15°-20°C Außentemperatur - und das von heut auf morgen. Wie soll man da ein Gießrythmus finden bzw. die Wassermenge pro Verbraucher ermitteln? Somit war meine Sorge nicht ganz unbegründet. Doch auch 1400 km im entfernten sonnigen Urlaubsparadies waren wir über die Wetter- lage im heimischen Wuppertal informiert. Ich hätte zur Not der Gießschwester Conny per SMS neue Einstellungen für die Zeitschaltuhren durchgeben können, was ja glücklicherweise nicht nötig war. Nicht umsonst sagt man den Wuppertalern nach, das sie mit einem Regenschirm zur Welt kommen. So, wir haben uns gut erholt und die Bonnie's haben alle überlebt - das war unser Urlaubsziel 2008. Als kleines Dankeschön hat Conny eine Tageskarte für Ihre Lieblings-Saunalandschaft bekommen und ich darf sie auch im nächsten Jahr wieder ansprechen, wenn bei uns eine Urlaubsreise ansteht. Was will man mehr?