PRACHTGLOCKE ENKIANTHUS CAMPANULATUS

Folgende Fotos sind vom 26.01.09, ein früher Umtopf-Termin, entstanden durch meine Ungeduld in Sachen
"Buddeln und Bonsai". Doch es war
im Nachhinein kein Fehler, ganz im Gegenteil! Jetzt, 4 Monate später, kann ich sicher sein, dass die Pflanze den chirurgischen Eingriff gut über-standen hat. Die Zeit ist gekommen, den ersten Schritt der Pflanze in Richtung "Bonsai" hier kurz vorzu-stellen. Das Risiko "früher Umtopf-
Termin" reduzierte ich mit einem Fensterplatz im Treppenhaus. Hier durfte die Pflanze die restlichen Winter-tage in einer Kalthaus-Atmosphäre verbringen. Das war auch eine gute Entscheidung bei den eisigen Tem-peraturen des letzten Winters. Die Prachtglocke als "Großstadt-Yama-dori" musste schwer herhalten bei meiner Bonsai-Ungeduld. Was sollte ich auch machen? Der Winter dauerte wieder zu lange und die besten Monate für Großstadt-Yamadori-Touren sind m.E. sowieso Januar/ Febuar. Ich fahre dann ca. 5-7 Pflanzenhöfe ab und ver-schaffe mir einen ersten Überblick über die Pflanzen-Highlights im Umkreis von 50km. Erst dann kaufe ich die für mich beste Pflanze weit und breit :-) so geht das mit den Großstadt-Ya-madori! Praktisch, dass diese "Findlinge" in Trainings-Containern am Wegesrand stehen und so "gesammelt" werden können :-)
Mein Augenmerk gilt der Baumschul-Ware ab einer Höhe von 1,50m aufwärts, die etwas dickeren "Wummen". Es macht mir Spaß, in schöner Container-Ware den späteren Bonsai-Anwärter zu sehen. Mit anderen Worten: Die Potenzial-Erkennung ist der Schlüsselmoment. Liebe auf den ersten Blick muss es sein.
(Martina sagt: nö, nö, da muss ich nicht eifersüchtigt auf so eine dahergelaufene Pflanze werden!)
Bei dieser Prachtglocke überzeugten mich Stamm und Wurzel-ansatz, in denen ich viele Möglichkeiten der Gestalltung sah. Hier war die Weiterentwicklung zu einem Baum bestens gegeben und natürlich war sie anders als die anderen ihrer Art. Ich musste sie einfach haben. Danach kam das übliche Prozedere (buddeln): Wurzel-Bereich auskämmen, alte Erde entfernen, Wurzeln neu ordnen etc. Dabei kam ein tolles Nebari zum Vorschein, doch der untere Wurzelbereich bereitete mir Kopfzerbrechen. Hier ließ ein daumendickes Wurzelgehölz eine Schalen-Anpassung kaum zu.

Ich sah keine andere Lösung, als das gesamte Wurzelwerk mit einer Kappsäge, passend auf Schalen-Maß, zu sägen.

Ups, so eine Lebensraum-Verkleinerung lässt die Zukunftaussichten einer Pflanze direkt etwas trübsinniger erscheinen. Das ist Stress für die Pflanze und natürlich auch für mich. Quälende Fragen plagen mich dann: Schafft sie es? War ich zu grob? Irgendwann überwiegt dann der Optimismus und ich sehe positive Reaktionen wie ein zartes Knospenanschwillen oder ähnliches. Dann rede ich ihr gut zu: "Hopp, hopp Baby, komm in die Puschen". Das folgende Bild zeigt den Baum umlegt mit einer grünen Gedankenschnur, quasi wie es 'mal werden könnte.

Enkianthus Campanulatus. Prachtglocke Höhe 65 cm;
Schale China 27x17x7,5 cm (L/B/H)
Bis März stellte ich sie dann also an das Treppenhaus-Fenster. Als ich sie in den Garten brachte, war die Pflanze schon leicht "laub-grün". Ihre Entwicklung war - begünstigt durch die Kalthaus Unter-bringung - den anderen Pflanzen um einige Tage voraus.

Seit der zweiten Mai-Hälfte startet die Prachglocke richtig durch. Sie schlägt im mehrjährigen Holz prächtig aus, was eine schöne künftige Verzweigung verspricht.
Da ist das Prachtstück, mein erster Großstadt-Yamadorie 2009. Das Absägen der Wurzelstränge hat sie gut überstanden und ihr Glykose-Motor läuft auf Hochtouren.

Bei diesem Bild kommen Erinnerungen in mir hoch, an einen alten Weiden-Baum aus meiner Kindheit, er hatte auch einen mächtigen kurzen Stamm mit weitausladenden Ästen. Er musste später dann einem Industrie-Gebäude weichen, naja so ändern sich die Zeiten. (Damals war Christian klein und der Baum groß...)
Erst bin ich ungeduldig, weil ich nichts zu "buddeln" habe, dann bin ich ungeduldig, ob die Pflanze ihre "OP" überstanden hat. Jetzt bin ich schon wieder ungeduldig, weil die nächsten Entwicklungsstufen der Pflanze auf sich warten lassen, und sehe mich in ihm da unten...

In diesem Sinne, noch eine geduldige ungeduldige Zeit.

BONSAI-AUSSTELLUNG 25 JAHRE AK SOLINGEN


am 17.05.2009 in der AWO Solingen, Georg-Herwegh-Straße.

Hier die Fotos.