NATURSCHALEN

... für Akzentpflanzen

Jetzt weiß ich gar nicht, was zuerst da war: die Idee ein Posting über bepflanzte Tier-schalen zu erstellen oder die Lust an der Umsetzung des gärtnerischen Tuns. Bemerkenswert ist, dass die Inspiration durch das Bloggen neuen Auftrieb erfährt.

Pflanzen in Muscheln oder Schneckenhäuser einzusetzen ist nicht neu. Für Bonsai's ist das Pflanzen in solchen Schalen eher ungeeignet, die Schale würde zu sehr den Focus beim Betrach-ten auf sich ziehen und den Baum eine untergeordnete Rolle zuweisen, aber für Akzentpflanzen sind die Naturschalen ideal.
Das schönste Hobby der Welt verbindet hier zwei Leiden-schaften von mir miteinander, das Sammeln von Naturschalen und das der gärtnerischen Vielfalt. Ein Foto von mir, wie ich im Urlaub die Auslage eines schwimmenden Händlers begutachte, der Muscheln und andere Dinge aus dem Meer verkauft. Martina bekommt immer eine Kriese, wenn ich magisch von sol-chen Händlern angezogen werde, in der Hoffnung eine schöne Muschel zu bekommen, die ich noch nicht habe.

Hier die erste Beistellpflanze in eine "Orange pecten" gepflanzt. Diese Muschelhälfte kaufte ich auf dem Flohmarkt. Um keine Staunässe zu bekommen, habe ich mit einem 3mm Kugel-fräser ein kleines Wasserablauf-Loch in die Schale gedremelt :-( Ist nicht schön, die Schale zu durchbohren, aber ohne Loch würde die Pflanze Wurzelfäulniss bekommen, was ihren sicheren Tod zur Folge hätte.
Sedum spathulifolium Purpureum
In diese "Künstlerschale" von "Orange pecten" habe ich den Rotspatelsedum gepflanzt, farblich harmonisieren die schon im Namen mitklingenden Farben wie Orange-/ Rot-Töne sehr gut. Von Sedum sind ca. 450 Arten bekannt. Sedum-Arten sind ein- oder mehrjährige krautige Pflanzen, seltener Halbsträucher, die mehr oder weniger stark sukkulent sind. Besonders die dick-fleischigen Laubblätter speichern Wasser. Die Blattränder sind meist glatt. Nebenblätter fehlen. (Wikipedia)
Die zweite bepflanzte Muschel, eine "Lambis chiragra", sieht schon sehr abstrakt aus, auch die Musterung ist sehr ausge-fallen. Im Lagenschwerpunkt der Muschel habe ich wieder ein kleines Loch für das Abtropfen des überschüssigen Wassers gefräst.

Sedum emarginatum Chinesischer Sedum
Die dritte bepflanzte Schalenart ist das Gehäuse der "Malachit"-Schnecke. Die Form entspricht einer "Turbo"-Art. Dieses Schneckengehäuse wurden in einem von mir oft besuchten Pflanzenhof zu Hunderten verkauft. In dieser Art Gehäuse kultiviere ich schon etwas länger die ein oder andere Pflanze.
Sedum acre Aurea
Dieser Scharfe Mauerpfeffer blüht im Mai bis Juli gelb, was sicherlich gut zur grünen Schale passen wird. Das Tischchen ist eigentlich für eine Teekerze gedacht, zweckentfremdet dient es mir als Halt für den runden Korpus der Schale. In ihrem Habitus ähnliche Pflanze ist die Sedum lydium Glaucum. Dieses Polstersedum blüht von Juni bis August, der Standort sollte in der vollen Sonne sein. Auch hierfür benutze ich einen Teelichthalter als Stellfuß.

Sehr gut eignen sich auch Farne, um sie in Naturschalen zu setzen, wie dieser Indoor-Farn, der seit 2007 in diesem Gehäuse festsitzt.

Nephrolepis Schwertfarn - Drei kleine Beistellpflanzen in dem gleichen Schnecken-Gehäuse, diese Schalengröße ist optimal für die Bepflanzung geeignet, sie ist ca. 6 cm im Durchmesser und 4 cm breit.
Diese "Abalone Midea" (Riesen-Perlmuttmuschel) besticht durch ihr schimmern-des Farbenspiel. Wasserab-lauflöcher sind hier seitlich von Natur aus schon vorge-sehen :-) Diese Schale habe ich auch von einer meiner Pflanzenhof-Jagdtouren mitgebracht.
Diese Bepflanzung einmal von der anderen Seite abgelichtet. Es handelt sich hierbei um Arundinaria pumila Sasa pumila. Der Zwergbambus sollte halbschattig stehen und ist ein bodendeckendes Beet-gras zur Gehölzunterpflanzung, na dann... das passt ja.

Das ehemalige Haus einer Weinbergschnecke "Helix pomatia" dient jetzt einem Moos mit goldgelben Blatt als Lebensraum. Gefunden habe ich das Häuschen in der Wachau auf dem Donauradweg von Passau nach Wien. Leider habe ich ver-gessen, dieses Gehäuse ohne Pflanze zu fotografieren.

Sagina subulata Irisch Moos, ich wusste gar nicht, dass Sternenmoos gleich dem Irisch Moos ist - wieder etwas dazu-gelernt. Diese Variante ist weiß blühend mit einem hellgelben Blatt. Sternenmoos ist in der Bonsai-Schale gepflanzt als Boden-decker eher problematisch für einen Bonsai. Ich entferne diese Art aus meinen Pflanzschalen. Das Zeug kann schnell zur Plage werden, weil die Erdoberfläche völlig durchwurzelt wird. Dadurch entsteht in kurzer Zeit ein Luft-/Wasserproblem für den Bonsai. Als Solitär - in diesem kleinen Lebensraum gebändigt - kann ja nichts passieren. In der folgenden Muschel habe ich ein Moos gepflanzt, das in einem unserer Bonsais gedeiht.
Die Muschel kann eine "Cerastoderma"-Art sein, die Moosart ist Philonotis calcarea aus der Familie der Bartramiales Moose mit ihrem aufrechten Stämmchen unverkennbar.
Philonotis calcarea Kalk-Quellmoos

Wenn ich rückblickend meine "HBM" (Hobbybeschaffungsmaß-nahme) betrachte, komme ich zu dem Entschluss, das eine 100%-ige Symbiose aus Schale und Pflanze nicht erreicht werden kann. Sieht zwar alles nett aus, kann aber gegen eine schöne handgemachte Tonschale nicht anstinken.
Es wird sicher Muscheln geben, die - an Land gespült - der einen oder anderen Pflanze Halt und neuen Lebensraum bieten. Daher sind Muscheln als Naturschalen schon realistisch.
Die Umsetzung hat Spaß gemacht, ich habe schon eine neue Idee im Kopf, wie es mit den Schalentieren weiter geht, aber das in einem späteren Posting :-)

Das Resultat nach dieser Arbeit lautet für mich: Tier-Schalen sind einfach zu dominant, die Pflanze gerät stark in den Hinter-grund. Also heißt es "back to the roots" und klassisch in schöne glasierte oder unglasierte Tonschalen pflanzen. Steinplatten, auf denen Akzentpflanzen gesetzt sind, wirken in ihrem Bild meines Erachtens auch etwas stimmiger.
Ich werde das Gefühl nicht los, als hätte ich mit der Bepflanzung der Muscheln und der Schneckenhäuser den Schalen ein wenig Leben eingehaucht. Wie Frankenstein, der sich seine Leichen-teile zusammen gesucht hat, um daraus neues Leben zu ge-stalten. Ups, bevor ich Angst vor mir selber kriege, beende ich mein Posting und sage ...Grüß mir die Guten. _____________________________________________
Es ist sehr schwierig, die jeweiligen Gehäuse der unterschied-lichen Muscheln oder Schnecken-Arten genau zu spezifizieren. Hilfreich ist, wenn der Fundort bekannt ist, das grenzt die Arten-vielfallt etwas ein. Bei ca. 25000 Arten ist eine genaue Bestim-mung sicherlich auch für einen Meeresbiologen schon eine heikle Angelegenheit. Auch wenn das Posting "Naturschalen" heißt, geht es hier in erster Linie um die Pflanzen und nicht um die Schalen, in die sie eingesetzt sind. Das als kleine Entschul-digung für evt. falsche Schalen-Bezeichnungen.
Folgend ein paar Links zur Artenbestimmung von Muscheln bzw. Schnecken.
http://rune.gmxhome.de/idname.htm
http://www.seashell-collector.com/beginners/family_id.htm
http://www.conchigliedelmediterraneo.it/
http://www.weichtiere.at/

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