MYKORRHIZA

... die Symbiose aus Baum und Pilz

Seit ein paar Wochen sind mir in der einen oder anderen Bonsai-Schale Pilze aufgef-allen, die still und heimlich vor sich hin-wachsen. Im feuchten Herbst finden die Pilze ja auch die besten Bedingungen. Der enga-gierte Bonsaianer (also ich) liest alte Bonsai-Zeitungen aus ver-gangenen Jahren, speziell die der Jahreszeit entsprechende Lektüre. Prompt stolperte ich über ein Artikel in der Zeitschrift Bonsai creativ aus Oktober/November 1994 von Werner M. Busch, der da lautet: "MYKORRHIZA -Die Lebensgemeinschaft in der Bonsai-Schale". Diesen ausführlichen Artikel über Baum und Pilz als Symbiose in der Schale nahm ich zum Anlass, ein paar Pilze zu fotografieren und mich ein wenig mit Mykorrhiza (Link Wikipedia) zu beschäftigen. Ihre Entdeckung ist gerade einmal 130 Jahre alt. Jahrzehntelange Beobachtungen und Experimente führten zu der Erkenntnis, dass der Baum den Pilz mit Nährstoffe versorgt, während der Pilz die im Boden befind-lichen Nährstoffe aufschließt, um sie dem Baum zur Verfügung zu stellen. In o.g. Artikel geht Werner auch auf den Birkenpilz ein, der nur an und mit der Birke lebt.

Hier zwei aktuelle Fotos aus Oktober 2008 von meinem Birken. Pilz und Birkenwälchen in rührender Zweisamkeit. Diese Form der Mykorrhiza ist typisch für Bäume aus den Familien der Birken-, Buchen-, Kiefern-, Weiden- und Rosengewächse. Pilzpartner sind meist Ständerpilze aus den Ordnungen Boletales und Agaricales, in seltenen Fällen Schlauchpilze
wie die Trüffel und spezielle Becherlinge wie der Zedern-Sandborstling. (Wikipedia) Die Birken habe ich im Frühjahr 2008 gesammelt, die einzelnen Wurzelbereiche völlig ausgekämmt und gesäubert und mit anschließendem Pfahlwurzelschnitt in frische Bonsaierde in die Schale gesetzt. Wo also kommen die Pilze her? Die Mycel (Pilzfäden) legen sich um die feinen Wurzeln, was für das menschliche Auge unsichtbar ist. Somit kontaminierte ich unwissentlich die frische Bonsai-Erde direkt mit Pilzsporen. Der Bonsaianer nennt das: "die Erde impfen".

Ist der nicht süß? Wie ein kleiner Däumling läuert er durch die Moosdecke und wundert sich, dass die Welt für ihn am Schalen-rand zuende ist :-)

Ist das nicht eine fantastische Aufnahme? Abgelichtet ist ein Pilz im Wurzelbereich meiner Zwergmispel (Cotoneaster/ aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae)). Wenn ich diese Fotografie auf mich wirken lasse, vergesse ich, dass hier "nur" ein Makro-Kosmos vorliegt. Das Foto erinnert an "Alice im Wunderland". Suche das Große im Kleinen, heißt es in einem chinesischen Sprichwort, das trifft hier meines Erachtens zu.
Es wird vermutet, dass die Mykorrhiza überhaupt erst die Landbesiedlung durch die ersten terrestrischen Pflanzen ermöglichte. Weltweit sind ca. 200 Arten von Mykorrhizapilzen beschrieben, die mit ca. 80% aller Landpflanzenarten in Symbiose stehen. (Wikipedia)

Kurz zum Thema Drahten:
Wie unschwer auf beiden Fotos zu erkennen ist, drahte ich nur mit beschichtetem (Fe) Stahldraht. Meine gedrahteten Bäume werden sicherlich keine Ausstellungsräume von innen sehen. Ich wüsste gerne, warum alle nur mit Kupfer (Cu) oder Aluminium (Al) drahten? Im PDF-File vom Arbeitskreis Lübeck zum Thema Drahten (siehe Posting E-Buch PDF Linkliste) wird der Einsatz von Stahldraht als mögliche Drahtsorte beschrieben. Mein virtueller Groß-Meister benutzt ausschließlich Cu-Draht. Ich kann nur feststellen, dass ich das Ende der gestallterischen Möglichkeiten von beschichtetem Stahldraht noch nicht erreicht habe. Eigentlich bin ich auch ein Drahtmuffel, spanne lieber ganze Äste zum Boden hin ab oder drahte wirre Wege in die Baumkrone von Ast zu Ast.
ICH MUSS MICH DOCH NICHT SCHÄMEN, Meister, dass ich beschichteten Fe-Draht zum Einsatz bringe? Wie sagt mein Meister immer, das Ergebnis zählt und sonst nichts. Ich hatte diesen Erklärungsbedarf zu meiner Drahttechnik, weil hier Bilder von meinem Bäumchen zu sehen sind, die ich sonst nicht gezeigt hätte. Thema in diesem Posting ist aber die Lebensge-meinschaft von Baum und Pilz (Mykorrhiza) und nicht Al-Cu-Fe-Draht mit ihren stylistischen Vor- und Nachteilen.
Weiter geht's mit diesem Pilz, der am Wurzelansatz meiner Muschelzypresse entspringt. Dieser Fruchtkörper bildet sich ca. 1 cm über dem Erdboden, Pilzfäden halten sich an der Stamm-borke fest. Das Foto vor dem Schäm-Smiley zeigt auch die Mu-schelzypresse. Ach ja, außerdem ist beschichteter Fe-Draht auch viel billiger als Cu oder Al-Draht :-) Die Symbiose mit dem Pilz ist für den Baum nicht lebensnotwendig, fördert aber wohl nachhaltig seine Vitalität. Begon, Harper und Townsend schreiben im "Lehrbuch der Ökologie" von 1986 sogar: Die meisten höheren Pflanzen haben keine Wurzeln, sie haben Mykorrhizen.(Wikipedia)
Das schönste Hobby der Welt hilft mir schon wieder,
die Naturzusammenhänge besser zu verstehen. Noch vor ein paar Jahren hätte ich gesagt: "iiiihhh, du hast ja Pilze im Blumenpott!! hast wohl die falsche Erde"! Heute weiß ich, dass Mykorrhiza weder eine italienische Pizza noch ein neuer japanischer Name für irgendein Pokemon-Monster ist. Jedem, der mehr über diese Zweisamkeit von Baum und Pilz erfahren möchte, kann ich nur wärmstens den kompletten Artikel in Wikipedia bez. den Artikel vom Werner M. Busch in der Zeitschrift "Bonsai creativ Oktober/November 1994" nahe legen.
Der letzte Pilz ist nicht etwa ein Hautpilz meiner Hand- Innenfläche, sondern gehört zu unserer Herbst-Deko 2008. Von hier aus wünsche ich allen Lesern nur das Beste und mir ein Pilz im Glas :-) Grüß mir die Guten

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