BIRKE BETULA

links:
mein Yamadori-Birkenfeld.
Ein alter Parkplatz auf einem verlassenen Industriegelände, hier schießen die Birken wie Pilze aus dem Boden. An
dieser Stelle habe ich bereits
im letzten Jahr 15 Birken unterschiedlichen Alters für unseren kleinen Birkenwald gesammelt. In diesem Frühjahr wollte ich eigentlich nur noch ein paar junge Birken zusätzlich ausgraben, um sie dann später in das Wäldchen
zu integrieren. Doch dann stand er vor mir:

Anders als die junge Dame aus obigem Cartoon (es ist nicht Martina :-)) habe ich nicht lange gefragt und das Teil gleich
mit dem Spaten ausgehebelt. Vor der "Naturentnahme" habe
ich schnell noch ein Foto geschossen und dann ging es los.
unten: Der Baum an seiner ursprünglichen Stelle.

Ein Glückstreffer! Durch ihren "extremen" Standort war die Birke von Natur aus perfekt vorbereitet zur direkten Einpflanzung in eine flache Schale. Das Ausgraben bzw. die Naturentnahme dauerte genau 30 Sekunden :-) (s. Skizze)
Die Skizze zeigt den kargen Lebensraum der Birke, die ihre Pfahlwurzel in die Dehnungsfuge zweier Betonplatten bohrte.
Im Laufe der Jahre sammelten sich Staub und Dreck am
Stamm, so dass die Pflanze zusätzliche Wurzeln auf der Betondecke ausbilden konnte. Gräser siedelten sich an und
gaben der jungen Birke weiteren Halt auf der glatten Beton-oberfläche. Zum Aufsammeln dieser Pionierpflanze* setzte ich
nur den Spaten flach an und schabte mit der scharfen Spaten-
kante über die Betonplatte. So durchtrennte ich mit einem
kräftigen Hub die Pfahlwurzel.
*= Die Birke zählt zu den Pionierpflanzen auf freiem Feld. Als Pionierpflanze wird eine Art bezeichnet, die in noch nicht besiedeltes Gebiet vordringt. Pionierarten ertragen weitaus extremere Bedingungen als andere Arten. (Wikipedia)

kurz zur Schale:
Sie ist ein umfunktionierter Terrakotta-Unterteller für Blumentöpfe größeren Ausmaßes (4,5/37/37cm H/B/T). Damit Regen- bzw. Gießwasser sauber aus der Schale abfließen können, schnitt ich
vor fünf Jahren spaßeshalber mit einer "Wasserstrahl-Schneid-Maschine" 4-5 Löcher in den Tellerboden. Mit der Birke erhoffte ich mir einen Bonsai-Anwärter, der in diese Schale passen könnte, aber :- schluck...

... sieht so aus, als stünde das Essen auf dem Tisch: Birken-Pizza
á la Blumenstempel :-) Wahrscheinlich auch ein Grund, warum große flache Schalen meist "oval" oder "rechteckig" sind. So eine große flache Bonsai-Schale in "rund" sieht man ja nicht oft.

O.k. der Birke ist das egal, ob sie auf einer alten Parkplatz-Beton-decke steht oder auf einem Pizza-Teller. Nicht egal wäre es ihr, wenn ich mit Tomatensoße statt Wasser gießen würde :- Somit lautet die aktuelle Schalen-Bewertung: gerade 'mal ausreichend
für die nächsten 1-2 Jahre :-(

Birke Betula pendula, Sandbirke auch Gemeine Birke
Höhe ab Schalenoberkante 90cm;
Schale: Terrakotta
Einen flachen Teller mit diesen Maßen muss man mehrmal täglich
an heißen Sommertagen gießen, zumal die Birke einen hohen Wasserbedarf hat. Das Symbol der Schamanen, der Birkenstab, hat sich bei uns gut eingelebt. Während des Foto-Shootings zu diesem Post verabreichte ich ihr gleich noch einen "Mitte-Juni"-Blattschnitt und mir damit meine Tiefenentspannung.

Man sieht dem Baumstamm irgendwie an, dass die Birke mitten auf dem Parkplatz immer im Weg gestanden haben muss. Im Laufe der Zeit wurde ihr sicherlich so mancher Ast unachtsam abgebrochen, doch jetzt fängt für die Birke ein neues Leben an.
Und übringens, wer könnte für Birken schönere Worte finden als Wilhelm Busch?

Die Birke

Es wächst wohl auf der Heide und in des Waldes Raum
ein Baum zu Nutz und Freude, genannt der Birkenbaum.

Die Schuh, draus geschnitzet, sind freundlich von Gestalt.
Wohl dem, der sie besitzet, ihm wird der Fuß nicht kalt.

Es ist die weiße Rinde zu Tabaksdosen gut,
als teures Angebinde für den, der schnupfen tut.

Man zapfet aus der Birke sehr angenehmen Wein,
man reibt sich, dass es wirke, die Glatze damit ein.

Dem Birkenreiserbesen gebühret Preis und Ehr,
das stärkste Kehrichtwesen, das treibt er vor sich her.

Von Birken eine Rute, gebraucht am rechten Ort,
befördert oft das Gute mehr als das beste Wort.

Und kommt das Fest der Pfingsten,

dann schmückt mir fein das Haus,
Ihr, meine liebsten Jüngsten, mit Birkenzweige aus.
Wilhelm Busch (1832-1908)

Ich sage dann mal bis später...

1 Kommentar:

Ben hat gesagt…

Schöne Idee mit den Yamadori-Birken. Die meisten meiner Bonsai sind auch mehr oder minder Yamadori, wenn auch nicht so eindrucksvoll geformt, wie diese Industriebrachenpflanze im Beitrag.

Meine fünfjährige Birke habe ich in diesem Artikel portraitiert: http://pflanzennerd.wordpress.com/2012/07/18/funfjahriger-birkenbonsai-in-neuer-schale/

Eine weitere Birke in Literatenform ist in Arbeit.

Euer Blog gefällt mir übrigens sehr, da er mich thematisch sehr anspricht. Habe ihn durch Zufall bei Google gefunden und würde ihn gern in meine Linkliste meines Blogs aufnehmen.