MAKOTO AZUMA

Manchmal ist man zur richtigen Zeit am falschen Ort. Quasi vor meiner Haustür feiert ein japanischer Pflan-zenkünstler seine Deutschland-Pre-miere und ich war nicht dabei :-( Das Düsseldorfer NRW-Forum zeigte: Die Kunst lebt "Botanical Sculpture" von Makoto Azuma,
der es mit 32 Jahren zu einem Wiki-pedia-Eintrag geschafft hat und in Japan wie ein Popstar unter den Floristen gefeiert wird. Aufträge bekommt der Botanikkünstler seit Jahren von Firmen wie Sony oder Ford; Modehäuser zählen auch zu seinem Kundenkreis. Er arbeitet immer mit Pflanzen, aber er sieht sich nicht als Künstler, sondern eher als Florist. 2001 eröffnete er in Tokios Stadtteil Ginza "Jardins des Fleurs", einen Haute-Coutur-Blumenladen mit nur einer einzigen Blume. Ich möchte hier nur einen seiner Arbeits-bereiche zeigen, in dem nämlich Bonsai eine gestalterische Rolle spielt.
Links das Bild zeigt einen Bonsai, der eingeschlossen in einem Eis-block präsentiert wird. Das Schmel-zen des Eisblocks wird durch eine Kühlvitrine verhindert. Natur am Nabel der Technik. Beim genaueren Betrachten erkennt man, dass der Baum noch leben muss. Die im Eis eingeschlossenen Luftblasen lassen auf einen Atmungsstillstand der Pflanze während des Gefrierens schließen. Die Perfektion der Natur in ihrer Vergänglichkeit eingefangen und für die Nachwelt konserviert.
Eine andere Installation zeigt einen Bonsai, der in einem Aquarium förmlich schwerelos schwebt.

Unten: Das Bild zeigt ein kleine Kamera, die an der Wand montiert das Kunstobjekt vor sich stehend als digitales Bild widerspiegelt. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, wie sich die Natur dem Menschen fügt. Er ist Japaner, er wird ja wohl wissen, was er da macht. Leider hält er sich mit Interpretationen zu seiner Arbeit bedeckt, nur soviel, dass seine Ar-beiten mit den fernöstlichen Garten-verständnis nichts mehr zu tun hat.

Herr Azuma spannt eine jahrhundert Jahre alte Kiefer an dünne Drahtseile in einem Rohrgestell-Quader. Mit der Kunstfertigkeit eines Floristen hat das nichts mehr zu tun. Er erfindet Pflanzenge-binde, die nicht zu Hause auf den Wohnzimmertisch stehen. Es sind große und sperrige Gebilde, von denen eine Faszination ausgeht.

Eingebunden in Raum und Zeit. Die Bilder wirken wie technische Skizzen zu einer skurilen Maschine. Technik und Natur, Leben und Sterben, Schönheit und Gefährdung. Wir belächeln die japanische Ikebana-Kunst als dekorative Floristik und bekommen von Herrn Azuma zweckfreie Schönheit auf einer neuen Art präsentiert. Er jongliert in seinen Arbeiten, mit Bedeutungen und japanischen Traditionen, er fügt sie zu neuen extravaganten Kreationen und Bildern zusammen.























Mein Fazit:
Für mich ist das ganz großes Kino und ich bedaure, diese einmalige Ausstellung im Sommer 2008 verpasst zu haben. Das wundervolle an seiner Arbeit ist, dass seine Objekte wieder zum Leben erweckt werden können - so hoffe ich doch. Aber was wäre, wenn nicht? Worin läge dann der Unterschied zwischen diesen beiden folgenden Skulpturen? Abgesehen von Form und Farbe sowie im Unterschied der Materialien :-)

Links Bonsai im Wassertank/rechts Plastinat aus Körperwelten
"Schachspieler" von Gunther von Hagens. Beide Skulpturen waren funktionierende Organismen in unserer Biosphäre, doch scheint mir, als würde beiden auch das Gleiche fehlen.
Makoto Azuma vollbringt auf hoher Kunstebene an seinen Bonsais eine Abstraktion der Natürlichkeit, in dem er die Veränderung stoppt. Er schafft den Eindruck, als würde das "Leben" in all seiner Form und Vielfalt irgendwo sein, nur nicht mehr in dem Objekt. Über die künstlerische Selbstähnlichkeit der Arbeiten von "Körper-welten" und "Botanical Sculpture" bin ich im Moment selber über-rascht, ich denke... das werde ich erst mal mit meinem Post-Con-trol diskutieren... Martina... Nicht du Helferlein! Wo ist Martina? Wie, die hängt in den Seilen? Helferleins spontane Meinung zu diesem Post war: dass ihm ein Bonsai schwebend im Öltank besser gefallen hätte. Na toll - Gut jetzt... werde Martina holen, sie braucht bestimmt etwas Lesbares, bei dem sie abspannen kann :-)
Die Schulter-Massage war wieder sehr wohltuend. Es ist schon verblüffend, wie Christian es immer wieder schafft, mich für seine Worte statt denen von Stieg Larson oder Dan Brown zu interessieren... :-)
Weiterlesen zum Thema:______________________________
Kölnische Rundschau online
art das Kunstmagazin 07.07.08
Focus online 05.07.08
Spiegel online 06.08.08

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