STRUWWELIGE JUNIPER

...sind die struwwelig, die Junipeters.
Das waren meine ersten Gedanken, als ich diese beiden Juniperus so vor mir sah. Beide hüpften mir in den Einkaufswagen bei einer "50%-alles muß raus"-Aktion. Ein genaues Erkennen des Materials war unter dem ganzen struwweligen Grün nur schwer auszumachen. Auch eine genauere Klassifizierung, um welche Wacholder-Art es sich hier handelt, ließ sich derzeit nicht sagen. Die Verkaufsangaben waren dahingehend sehr dürftig. So dachte ich mir, komm, zum Üben der Technik ist es besser als nichts, z.B. die Technik des Pinzierens. Unter pinzieren (auch: entspitzen) versteht man das Entfernen einer oder mehrerer Triebspitze einer Pflanze (Wikipedia).
Das sind die ersten Bilder vom Struwwelpeter 1.), aufgenommen September 2008.
...Ließ er sich nicht schneiden, seine Nadeln :-) fast ein Jahr... Und das ist die Vorrausetzung, nämlich dass etwas zum pinzieren da ist. Bei meinen beiden Burschen wurde schon lange nicht mehr geschnitten, geschweigen denn pinziert.

Nicht nur, dass die Pflanze obenherum katastrophal aussah, außerdem wurde sie auch lieblos in eine viel zu große Schale gesetzt. Beim Entfernen der Erde kam noch der Abdruck der Schalen-größe, die vorher den Wurzelballen umschlossen hatte, zum Vorschein. Ich kämmte auch diesen struwweligen Ballen gründlich aus und ordnete den Wurzelbereich. Dann fixierte ich die Pflanze unter einem etwas anderen Pflanzwinkel in eine besser geeignete Schale, füllte die Wurzelzwischen-räume mit 2/3 Akadama und 1/3 Bonsai-Erde auf und das Angießen schlämmte das Substrat auch noch in die kleinsten Zwischenräume, so dass ein gesunder Wurzelaufbau statt-finden konnte. Nun ging es dem Struwwelpeter an sein Grün. Gewisse Astbereiche waren schon zu dick, um sie klassisch mit dem Daumennagel zu pinzieren, hier musste die Schere den einen oder anderen Ast schneiden. In der Spitze habe ich den leitenden Ast abgeschnitten und einen Seitenast zur neuen Spitze umfunktioniert, was nur ca. 2 cm in der Baum -höhenreduktion einbrachte. Jetzt soll sich 'dat Bömken' erst einmal von diesem Eingriff erholen, vielleicht wird er ja im kommenden Frühjahr gedrahtet. Doch jetzt steht im Vorder-grund, erst einmal sein Grün wieder aufzubauen, damit er im Ganzen dichter wird.

Nach dem Pinzieren und Umtopfen präsentiert sich Struwweljuniper 1.) in dieser runden unglasierten Schale. Die Baumhöhe ab Schalen -rand beträgt jetzt 20 cm und die Schale hat einen Durch-messer von 14 cm. Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich... Der zweite Juniperus stand dem ersten in nichts nach, was die Lieblosigkeit seiner Pflege anbegeht. Obenherum wie Nr.1 genau so struwwelig und der erste Eindruck im Stammverlauf etwas geschwungener als bei Nr.1. Hier die ersten Bilder von vorne und von hinten (wo auch immer vorne/hinten ist bei dem Struwwel)

Beide Pflanzen mussten kurz vor dem Verkauf aus ihrer alten Schale entnommen und dann in diese überdimensionierten Schalen gesetzt worden sein. Bestimmt als "Trainings" -Schale gedacht :-) Also auch bei dieser Pflanze viel Erde um nichts.
Nur, dass ich diese Umpflanz -aktion fotographisch festhielt. Nach sorgfälltigem Auskämmen der Wurzel ließ sich auch hier erkennen, dass eine wesentlich kleinere Schale zukünftig zum Einsatz kommen kann. Der Schalenvergleich ist absolut krass.
So ein riesiges Ding und jetzt eine kleine 20x7 cm große Schale nur 2 cm hoch. Ist evt. eine Spur zu klein, aber tendenziell soll der Baum ja kleiner werden.






Gerade diese Pflanze hat ge -stalterisch noch einiges vor sich. Dabei stelle ich mir viel -leicht einen Totholzbereich vor, der sich evt. über die ganze Seite nach unten zieht. Doch vorher soll auch er erst wieder zu Kräften kommen und sein Grün aufbauen. Schau ich mir die Bilder des pinzierten Junipeters nach der Gestaltung an, dann sieht er aus wie ein Snowboarder, der den Abhang herunter gleitet ... naja, vielleicht drahte ich ja im kommenden Frühjahr ein Bobfahrer daraus, wer weiß :-) So, dann bin erst einmal wieder fertig mit meiner Pinzier-Übung und ich glaube, ich habe alles richtig gemacht. Ich musste dabei schmerzhaft feststellen, das sich der Wacholder-Saft und die Astfasern tief unter den Daumennagel ins Nagelbett drücken, je mehr pinziert wird. Das tut ganz schön weh! Jetzt brauche ich an den Finger -kuppen ein paar Tage Ruhe. Wer hätte gedacht, dass ich irgendwann meine dreckigen Fingernägel ins WorldWide -Web stellen würde :-) Dem hätte ich vor ein paar Monaten gesagt, er spinne.
Irgendwo habe ich gelesen, dass mit den Fingern bzw. Fingernägel pinzierte Triebspitzen keine braune Stellen, hingegen mit der Schere geschnittene Bereiche mindestens im Schnittbereich welche bekommen. Klar ist jedenfalls, dass regelmäßiges Pinzieren einer Pflanze von fundamentaler Wichtigkeit ist. Es bewirkt die vermehrte Bildung neuer Seitentriebe, wodurch eine Beschränkung des Höhenwachstums zu Gunsten einer buschigeren, kompakteren Krone erzielt wird. (Wikipedia) _________________________
Für die kleinen Besucher :-) meiner Blogseite, hier noch einmal in voller Länge der Struwwelpeter von Dr. Heinrich Hoffmann http://de.wikipedia.org/wiki/Struwwelpeter

Sieh einmal,
hier steht er, Pfui! der Struwwelpeter An den Händen beiden Ließ er sich nicht schneiden Seine Nägel fast ein Jahr; Kämmen ließ er sich nicht sein Haar. Pfui! ruft da ein Jeder:
Garst'ger Struwwelpeter!

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